Das Büro der Vereinten Nationen in Genf ist nach dem UNO-Hauptquartier in New York der zweite Hauptsitz der Vereinten Nationen und Schauplatz Nr. 1 von der GENEVA GIRL Trilogie.
Leseprobe Saison 1
1. Kapitel
Nach einer schnellen Dusche, Kaffee und Croissant machte ich mich auf den Weg zu den Vereinten Nationen. Wie immer, wenn es nicht gerade regnete, nahm ich das Fahrrad.Auch wenn das bei dem morgendlichen Berufsverkehr in Genf nicht ganz ungefährlich war. Aber es ging nun einmal am schnellsten.
Entlang des Genfer Sees fuhr ich bis zur Place des Nations, vorbei am Broken Chair, einem zwölf Meter hohen Stuhl mit nur drei Beinen. Der Riesenstuhl wurde 1997 von Daniel Berset entworfen und stellte ein Mahnmal gegen Landminen und Streubomben dar. Die Touristen, die sich hier schon am Morgen versammelt hatten, hielt das jedoch nicht davon ab, lustige Selfies zu machen, indem sie sich unter das fehlende Stuhlbein stellten. Als Hintergrund diente ihnen der Völkerbundpalast mit seinen streng bewachten Eingangstoren und die Allée des Drapeaux. Der Straße mit den 193 Landesflaggen der Mitgliedsländer der Vereinten Nationen führte direkt zur Assembly Hall, dem mit 1800 Sitzen größtem Plenarsaal der Human League im Palais.
Da sich mein Büro wie das der meisten Mitarbeiter in dem hässlichen Gebäudetrakt aus den 70iger Jahren befand, fuhr ich weiter zum Haupttor Pregny Gate. Vor den Metallgittern des Eingangs, die den Besucherstrom der zweimal täglich stattfindenden Führungen kanalisieren sollten, wartete bereits eine Gruppe von Teenagern. Die Führungen durch die verschiedenen Säle des Palais, die auf Englisch und Französisch angeboten und bei angemeldeten Gruppen auch in der Landessprache durchgeführt wurden, erfreuten sich besonders bei Schulklassen größter Beliebtheit. Zu Beginn meines Praktikums hatte ich ebenfalls an einer der Führungen teilgenommen.
Ich beobachtete, wie die Jugendlichen sich gegenseitig mit ihren Smartphones fotografierten. Eines der Mädchen in einer grellen Neonjacke probierte verschiedene Posen aus und warf ihrer Freundin dabei Kusshände zu. Nachdem ich mein Fahrrad abgeschlossen hatte, ging ich zu dem für Mitarbeiter und Delegierte reservierten Eingang. Ich zog meinen blauen UN-Badge durch das kleine Kästchen mit dem Magnetstreifen neben der stählernen Drehtür. Ein Blick auf die Armbanduhr bestätigte mir, dass ich spät dran war.